Okt 15, 2013

Esthetic Pure
Auf der Jagd nach den Diamanten

Kontraste sind sein Leben. Erst Anwalt, dann Fotograf. Und der engste Vertraute des Hamburger Hafens: Sönke Lorenzen.

Immer auf dem Sprung. Das nächste Objekt gedanklich schon wieder vor der Linse. Den Blick zum Himmel gerichtet, um die außergewöhnlichsten Lichtreflexe zu erhaschen. Die beste Vorlage für seine Bilder.

Schiffe haben eine Seele

Die Elbe ist wie ein Tuschkasten. Mal brillant und leuchtend, dann wieder düster und schwarz. Wasser ist sein Leben. Schiffe sind seine engsten Freunde. Je länger er unter ihnen verweilt, desto mehr kristallisieren sich Ecken, Kanten und Schrammen in Verbindung mit der Brillanz des Lichtes zu einer außergewöhnlichen Ästhetik heraus. Hier ist sein messerscharfer Blick gefragt, der den Motiven die richtigen Proportionen verleiht. Dabei sind wiederholte Drehmanöver seines Skippers an der Tagesordnung. Schließlich muss der Blickwinkel stimmen – und das ist Zentimeterarbeit. Dann der Klick auf den Auslöser. Und alles wieder von vorne. Manchmal verbringt er Stunden auf dem Motorboot. Der Puls geht runter, Ruhe kehrt ein. „Ich brauche das Wasser wie die Luft zum Atmen“, sagt Lorenzen, der jede Ecke des Hamburger Hafens kennt. Ein Bürojob, wohlmöglich auch mit festen Arbeitszeiten, ist nichts für den gebürtigen Hamburger.

Dabei war er auf dem besten Wege, nach seiner Anwaltszulassung eine eigene Kanzlei zu gründen. Zusammen mit seinen Partnern. Das hätte auf jeden Fall der Familientradition entsprochen. Schließlich kommt er aus einer Arzt- und Anwaltsfamilie. Aber er hörte auf seine innere Stimme und folgte seiner eigentlichen Berufung: der Fotografie. Nebenbei absolvierte er eine journalistische Ausbildung und stürzte sich ins maritime Leben. Er fotografierte Yachten aus allen Perspektiven. Seine Bilder wurden von in führenden europäischen Wassersportmagazinen veröffentlicht. Er stieg zum Chef vom Dienst eines Segeljournals auf und hatte dennoch für sich selbst den Luxus gepachtet, frei zu sein. Seinem Drang, zu neuen Ufern zu schwimmen, ist er immer nachgegangen. Bis heute. Insbesondere Krisengebiete ziehen ihn an. Und, wo treibt es ihn als nächstes hin? „Höchstwahrscheinlich nach Singapur. Und dann zu den Luxusyachten“, so Lorenzen. Eines ist sicher: Die geballte Ladung Energie, die von seinen Bilder ausgeht, wird uns immer in ihren Bann ziehen.